Philosophie
Wenn im Juli Jazzmusiker und -freunde nach Regensburg kommen, um das „Familienfest der bayerischen Jazzer“ gemeinsam mit der Stadtbevölkerung zu feiern, spürt man, dass mit dem Jazzweekend inzwischen weit mehr erreicht wird, als das ursprüngliche Ziel: den historischen Kern der Stadt mit künstlerischem Leben zu erfüllen. Längst ist das architektonische Erbe der Stadt ganz selbstverständlich in das Geschehen eingebunden. Dies ist nur möglich, weil sich alle Beteiligten ganz in den Dienst des Bayerischen Jazzweekends stellen, das sich zum Ziel gesetzt hat, Bevölkerung wie Kulturtouristen mit einem kostenlosen aber dennoch künstlerisch wertvollen Live-Musik-Programm zu unterhalten.
Als kulturelles Gut ist das Bayerische Jazzweekend deshalb eigentlich unbezahlbar – dass es sich eine verhältnismäßig kleine Stadt wie Regensburg aber auch rein finanziell weiterhin leisten kann, eine solche mehrtägige Feier zu veranstalten, ist das Ergebnis einer richtungsweisenden Gemeinschaftsanstrengung von Stadt, Musikern, des Bayerischen Jazzinstituts, der Sponsoren und Partner, aber auch der Zuschauer, die selbst bei Regen „ihren“ Bands die Treue halten.
Während die Stadt Regensburg als Veranstalter darauf achtet, dass der Kommerz nicht überhand nimmt, dabei aber dennoch genug Gelder organisiert werden, damit die Musiker bespielbare Bühnen vorfinden und verpflegt werden können, fällt die Vorbereitung, Planung und Organisation der Veranstaltung bis hin zur Vertragsreife in das Aufgabengebiet des Bayerischen Jazzinstituts, das die künstlerische Leitung übernimmt. Hinzu kommt die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, zu der auch die multimediale Bekanntmachung des Jazzweekends zählt. Jede Band hat ihre eigene Detailseite, mit Kurzbeschreibung, der Besetzung beim Bayerischen Jazzweekend, Foto und Link zur eigenen Website
Diese Online-Werbung dient nicht nur dem Bayerischen Jazzweekend. Die Verlinkung mit den Bands soll auch ganzjährig als Werbemaßnahme für die Musiker wirken, die beim Jazzweekend für eine Unkostenpauschale von nur 100 Euro pro Konzert auftreten – für die meisten ein Bruchteil ihrer sonst üblichen Gagen. Die Loyalität der Profis, die ihren Weg gemacht haben, aber immer noch gerne an den Ort zurückkehren, wo sie die ersten Erfahrungen vor großem Publikum gesammelt haben, das Können der jungen Bands, die gerade durchstarten, und die Begeisterung der Amateure, die sich in diesem von unbändiger Spielfreude geprägten Umfeld nahtlos einpassen, trägt zur unnachahmlichen Stimmung bei. Dabei wird von Seiten des Bayerischen Jazzinstituts im Vorfeld alles dafür getan, auf der Basis der Bewertungen und Einschätzungen der ehrenamtlichen Jury – die im übrigen jedes der in diesem Jahr über 420 Demos tatsächlich gehört hat – ein ausgewogenes Verhältnis zwischen den einzelnen Stilrichtungen auf dem Fest insgesamt herzustellen, ohne die Charakteristika der einzelnen Spielorte hinten an zu stellen.
In Regensburg sind wir in der glücklichen Situation, dass alle Beteiligten mit Herzblut an „ihrem“ Fest hängen, denn mit Dienst nach Vorschrift wäre das Jazzweekend undenkbar. Auch wenn die „stillen Helden“ des Festes, wie der Organisationschef der Stadt, Peter Ainöder, selten ins Licht der Öffentlichkeit geraten, sind doch sie es, die mit ihrem Einsatz den reibungslosen Verlauf des Festes garantieren.
In Regensburg muss man nicht nach „Events“ suchen, die den Dialog zwischen den europäischen Kulturen und den Kulturen in anderen Teilen der Welt fördern – diese Aufgabe ist integraler Bestandteil des Charakters des Bayerischen Jazzweekends. Schließlich widmet sich das Fest einer Musikrichtung, die ihre Ursprünge in Amerika hat, die sich aber längst in aller Welt etabliert und eigene Stilrichtungen ausgeprägt hat. Dank der gemeinsamen Basis bietet der Jazz jeglicher Spielart aber beste Voraussetzungen das Wichtigste zu leisten, was der moderne Mensch erstreben kann: der friedlichen und kreativen Kommunikation über alle Grenzen hinweg zu dienen.
Natürlich ist ein Fest wie das unsere nicht ohne Sponsoren und Partner zu verwirklichen. Beim Bayerischen Jazzweekend dürfen wir erleben, dass die verschiedensten Rädchen ineinander greifen: Zum einen unterstützt das Bayerische Staatsministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst unsere Bemühungen, der bayerischen Jazzszene ein Forum zur Selbstdarstellung zu bieten. Alle lokalen Medien – von den Printmedien über das Radio bis hin zum Fernsehen – erkennen unser Engagement an und unterstützen unsere Bemühungen, wofür wir ihnen sehr dankbar sind. Inzwischen bekommen wir auch immer mehr überregionalen medialen Zuspruch – wahrscheinlich nicht zuletzt wegen unserer Internetpräsenz. Im Gewerbepark Regensburg haben wir einen zuverlässigen Sponsor aus der Wirtschaft gefunden, der unser Anliegen anerkennt und nach Kräften unterstützt – auch ohne die von anderer Seite oft geforderten „großen“ Namen. Auch die Vereine vor Ort engagieren sich, die Sozialen Initiativen treten einen Teil ihrer Einnahmen vom Bierausschank am Haidplatz an das Bayerische Jazzweekend ab, der Jazzclub Regensburg, der mit Unterstützung der Stadt ein ganzjähriges Jazzprogramm auf die Beine stellt, übernimmt im Gegenzug zum Weizen-, Kaffee- und Proseccoausschank die Betreuung des Infostandes am Haidplatz und stellt für die vier großen Hauptbühnen und den Instrumententransport Bühnenhelfer.
Über der tollen Stimmung vergisst man manchmal, wieviel Sorgfalt im Bayerischen Jazzweekend steckt und wieviel leidenschaftliches Engagement in dieses Fest fließt, das mehr ist als „nur“ ein Festival. In diesem Sinne viel Vergnügen wünscht das Bayerische Jazzinstitut und sein Träger, der Verband Bayerischer Sing- und Musikschulen e. V.!